Die Kraft des Ruderns für die Rumpfstabilität nutzen
Moderne Fitnessbegeisterte suchen stets nach effizienten Methoden, um ganzheitliche körperliche Fitness zu entwickeln – und nur wenige Geräte bieten so umfassende Vorteile wie das Rudergerät. Obwohl es oft primär als Herz-Kreislauf-Trainingsgerät angesehen wird, bietet es bei richtiger Anwendung ein exzellentes Training für die Körpermitte. Dieses Ganzkörpertraining beansprucht rund 86?% der gesamten Muskulatur – wobei die Rumpfmuskulatur in jeder Phase des Ruderschlags eine zentrale Rolle spielt.
Der Ruderschlag besteht aus vier klar definierten Phasen, die nacheinander verschiedene Muskelgruppen aktivieren, während der Rumpf durchgängig stabilisieren muss. In der „Catch“-Position (Einstieg) ist eine starke Rumpfspannung nötig, um den Körper zu stabilisieren, bevor die Beine kraftvoll abstoßen. Während der „Drive“-Phase stammt die Kraft primär aus den Beinen, wird jedoch über den Rumpf zu den Armen weitergeleitet – eine kinetische Kette, die hohe Rumpfstabilität erfordert. Die „Finish“-Position zeigt das Endergebnis dieses Krafttransfers, wobei der Rumpf die richtige Körperhaltung aufrechterhält. In der „Recovery“-Phase schließlich wird die Kontrolle und Ausdauer der Körpermitte gefordert, um in die Startposition zurückzukehren, ohne die Technik zu verlieren.
Im Gegensatz zu klassischen Bauchmuskelübungen, die einzelne Muskelgruppen isolieren, fördert das Rudertraining funktionelle Kraft durch integrierte Bewegungsmuster. Dabei werden nicht nur oberflächliche Muskeln wie der Rectus Abdominis gestärkt, sondern auch tiefere Stabilisationsmuskeln wie der Transversus Abdominis – essenziell für die Wirbelsäulenstabilität und zur Verletzungsprävention. Die kontinuierliche Bewegung sorgt für durchgehende Beanspruchung der Körpermitte, wodurch Kraft und Ausdauer gleichzeitig verbessert werden.
Die Vorteile gehen über die Optik hinaus: Eine durch richtiges Rudern gestärkte Körpermitte verbessert die Körperhaltung, reduziert das Verletzungsrisiko und steigert die Leistungsfähigkeit im Alltag und im Sport. Aufgrund der gelenkschonenden Natur des Ruderns eignet sich das Training ideal für Menschen, die ihren Rumpf kräftigen wollen, ohne die Gelenke zu belasten. Die einstellbaren Widerstandsstufen ermöglichen zudem eine progressive Belastung – was stetige Fortschritte in Kraft und Ausdauer der Körpermitte gewährleistet.
Die Wissenschaft hinter Rudern und Rumpftraining
Die Biomechanik des Ruderns erklärt, warum diese Übung so effektiv für das Rumpftraining ist. Der Ruderschlag erzeugt ein einzigartiges Belastungsmuster, das die Stabilität der Körpermitte über den gesamten Bewegungsumfang hinweg fordert. In der Drive-Phase können bis zu 60?% der Kraft aus der korrekten Rumpfaktivierung stammen, wobei der Rectus Abdominis, die schrägen Bauchmuskeln und die Rückenstrecker zusammenarbeiten, um die Kraft vom Unterkörper zum Oberkörper zu übertragen.
Sportwissenschaftliche Studien belegen, dass Rudern die Rumpfmuskulatur anders aktiviert als klassisches Krafttraining. Elektromyografische Untersuchungen zeigen, dass Rudern eine stärkere Aktivierung des Transversus Abdominis erzeugt als typische Übungen wie Planks oder Sit-ups. Diese tiefliegende Muskulatur ist entscheidend für die Stabilität der Wirbelsäule und die Regulierung des intraabdominalen Drucks – ihr Aufbau durch Rudertraining ist daher von großer Bedeutung.
Zudem fördert die rhythmische, wiederholte Bewegung des Ruderns die Ausdauer der Rumpfmuskulatur. Diese Komponente – also das Halten der Stabilität über längere Zeit – wird in traditionellen Core-Programmen oft vernachlässigt, da diese sich primär auf Maximalkraft konzentrieren.
Rudern bringt auch klare Vorteile für die Wirbelsäulengesundheit mit sich: Durch die kontrollierte Bewegungsführung und die Aktivierung der tiefen Stabilisatoren bleibt die Wirbelsäule in natürlicher Ausrichtung. Im Gegensatz dazu können viele klassische Bauchübungen übermäßigen Druck auf die Wirbelsäule ausüben. Das Rudern hingegen verteilt die Kräfte gleichmäßiger über den Bewegungsapparat und minimiert so das Verletzungsrisiko – bei gleichzeitig hohem Trainingsreiz.
Zudem ergänzen sich die kardiovaskulären Vorteile des Ruderns mit dem Core-Training ideal. Die Kombination aus Ausdauertraining und Rumpfstärkung erzeugt einen Synergieeffekt: Eine bessere Ausdauer steigert die Qualität des Core-Trainings, ein stärkerer Core wiederum verbessert Technik und Effizienz beim Rudern. Diese Doppelfunktion bieten nur wenige andere Trainingsformen.
Effektive Core-Übungen zur Unterstützung des Ruderns
Obwohl das Rudergerät allein schon ein umfassendes Core-Training bietet, kann gezielte Zusatzarbeit die Leistung und das Ergebnis deutlich verbessern. Ergänzende Übungen adressieren bestimmte Funktionen der Körpermitte, die direkt auf eine effizientere Ruderbewegung einzahlen.
Dead Bugs sind hervorragende Anti-Rotationsübungen, die jene Rumpfkontrolle trainieren, die in der Recovery-Phase des Ruderschlags erforderlich ist. Das gleichzeitige Bewegen von Armen und Beinen bei stabiler Wirbelsäule verbessert die neuromuskuläre Kontrolle – essenziell für effizientes Rudern. Durch langsame Ausführung und kontrollierte Atmung wird der Trainingsreiz zusätzlich verstärkt.
Plank-Variationen fördern die isometrische Kraft, die notwendig ist, um beim Rudern eine stabile Haltung zu wahren. Besonders der Unterarm-Plank aktiviert gezielt den Transversus Abdominis und die tiefen Rückenmuskeln wie den Multifidus – wichtig für die Drive-Phase. Erweiterungen wie Shoulder Taps oder Beinheben fordern den Rumpf dynamisch in mehreren Bewegungsebenen – ähnlich der komplexen Beanspruchung beim Rudern.
Einbeinige Romanian Deadlifts stärken die hintere Muskelkette und die Hüftstabilität – entscheidend für einen kraftvollen Beinantrieb beim Rudern. Diese Übung verbessert zudem Gleichgewicht und Koordination zwischen Unterkörper und Core. Die einseitige Ausführung hilft dabei, muskuläre Dysbalancen zu erkennen und auszugleichen.
Für ein umfassendes Core-Training empfiehlt sich die Kombination von Übungen aus verschiedenen Bewegungsebenen:
Russian Twists mit Medizinball fördern Rotationskraft – ideal für die Finish-Phase
Bird Dogs verbessern die Überkreuz-Koordination von Rumpf und Extremitäten – ganz wie im Ruderschlag
Cable Woodchopper zielen auf die schrägen Bauchmuskeln, die bei Rotationen und Stabilisation aktiv sind
Die zeitliche Abfolge und das Zusammenspiel der Muskeln spielen eine große Rolle für effektives Rudern. Übungen wie Pallof Presses oder Landmine Presses fördern gezielt die richtige neuromuskuläre Sequenz, die für einen effizienten Krafttransfer von der Körpermitte zu den Gliedmaßen entscheidend ist. Diese sollten fester Bestandteil eines jeden Ruder-Core-Programms sein.
Strukturierter Trainingsplan zur Core-Integration
Ein wirkungsvolles Core-Rudertraining erfordert eine strukturierte Planung, die Herz-Kreislauf-Belastung mit gezieltem Rumpftraining vereint. Am effektivsten ist ein periodisiertes Konzept, das Intensität und Umfang systematisch steigert und alle Aspekte der Rumpffunktion berücksichtigt.
Ein möglicher 8-Wochen-Plan gliedert sich wie folgt:
Woche 1–2 (Grundlagenphase):
Fokus auf Technik und Ausdauer.
3–4 Ruder-Einheiten à 20–30 Minuten bei mittlerer Intensität
Plus 2–3 Core-Übungen mit 2 Sätzen à 10–15 Wiederholungen
Ziel: saubere Rudertechnik und Grundlagenausdauer im Core
Woche 3–5 (Intensitätsphase):
Steigerung der Intensität durch Intervalltraining & anspruchsvollere Core-Übungen.
4–5 Ruder-Einheiten pro Woche: längere Steady-State-Sessions + 2 Intervalleinheiten
Core-Training: 3 Sätze à 8–12 Wiederholungen, ggf. mit instabilen Unterlagen
Ziel: Erhöhte Core-Belastung bei wechselnden Schlagraten & Widerständen
Woche 6–8 (Peak-Phase):
Fokus auf maximale Kraftübertragung & Wettkampfvorbereitung.
Intensität bleibt hoch, Volumen kann leicht reduziert werden
Core-Training mit explosiven & sportartspezifischen Übungen
Ziel: Technik unter Ermüdung beibehalten & Kraftspitzen entwickeln
Während des gesamten Programms sollte der Fortschritt regelmäßig gemessen werden:
Ruder-Metriken: Schlagrate, Split-Zeit, Wattzahl
Core-Metriken: Plank-Zeit, Balance-Tests, Bewegungsqualität
So können individuelle Anpassungen vorgenommen werden.
Fortschritt nachhaltig sichern – über das Rudergerät hinaus
Die langfristige Wirkung des Ruder-Core-Trainings zu erhalten, erfordert gezielte Variation und kontinuierliche Anpassung. Der Körper passt sich an Trainingsreize an – wer keine neuen Reize setzt, riskiert Stagnation.
Variation im Rudern selbst:
Unterschiedliche Schlagraten:
Hoch (32–36/min) = schnelle Core-Aktivierung
Niedrig (18–22/min) = kontrollierter, kraftvoller Zug
Widerstand variieren oder gezielt einzelne Phasen (z.?B. Catch, Drive) betonen
Cross-Training an ruderfreien Tagen:
Radfahren, Schwimmen, Ellipsentrainer
Herz-Kreislauf-Belastung + neue Reize für den Rumpf
Vermeidung von Überlastung
Regelmäßige Assessments:
Core-Tests, Bewegungsanalysen & Ruderleistungswerte helfen, Schwächen zu identifizieren
Datenbasierte Anpassungen = bessere Trainingseffizienz
Psychologische Faktoren nicht vergessen:
Klare Ziele (z.?B. „Plank 90 Sekunden halten“, „500?m in unter 2?Minuten“)
Fortschritte dokumentieren = Motivation & Fokus
Musik, Podcasts, neue Trainingsorte = Abwechslung & Spaß
Fazit:
Das Rudergerät ist ein vielseitiges Werkzeug – aber langfristiger Erfolg entsteht durch die Integration in ein ganzheitliches Trainingskonzept. Wer seine Fähigkeiten versteht, es gezielt einsetzt und mit ergänzenden Methoden kombiniert, kann nachhaltige, ausgewogene Fitnessergebnisse erzielen – weit über das Gerät hinaus.









